Altensteig (Baden-Württemberg): Der Christophorus-Kinderchor Altensteig gab anlässlich seines zehnjährigen Bestehens ein Sonderkonzert in der Stadtkirche, an dem sich auch der Kinderchor Vivat Musica aus der Stadt Riwne in der Westukraine beteiligte. Erst am Vortag waren beide Gruppen aus Wolfenbüttel zurückgekehrt, wo sie am Eurotreff, dem internationalen Begegnungsfestival der Kinder- und Jugendchöre teilgenommen hatten und dort auch für den Jubiläumsauftritt fleißig übten.
Es war erstaunlich, welch ein breites Repertoire die Kinder und Jugendlichen auswendig beherrschten (wohl bemerkt gleich nach der Sommerpause) und mit welcher Gesangsfreude sie die Chorwerke aus fünf Jahrhunderten auf hohem Niveau aufführten. Publikum verfällt dem Gesangszauber.
Die unterschiedlichen Musikprofile der beiden Chöre und somit die emotionale Aussage der Vorträge kamen am deutlichsten in der Interpretation der ukrainischen Lieder von Vivat Musica zum Vorschein. Aus voller Seele, leidenschaftlich und technisch beachtlich sang die Mädchengruppe (mit zwei Jungs!) unter der Leitung von Nataliya Pavlyuchuk auch einige Stücke aus dem weltweiten Repertoire, meistens in Klavierbegleitung, darunter die interessante Auffassung des Kanons von Johann Pachelbel und des „You raise me up“ von Rolf Lovland.
Das Publikum verfiel geradezu diesem slawisch geprägten Gesangszauber und der heftige Beifall in der voll besetzten Stadtkirche bestätigte die Musikvorzüge der Gäste aus Ukraine. Schließlich kennen sich die Konzertbesucher in Altensteig mit der Musik aus und seit zehn Jahren verfolgen sie die Entwicklung und Erfolge des Christophorus Kinderchores, der mit seinem Gründer und Dirigenten Wolfgang Weible ständig neue, bedeutende Preise – meistens auf internationaler Ebene – mit nach Hause bringt. Für die technische Fertigkeit des Christophorus-Kantorei-Nachwuchses sorgen Jeanette Bühler und Eberhard Schuler-Meybier als Stimmbildner.
Bei der Geburtstagsfeier präsentierten die jungen Sänger mehrere Filetstücke aus ihrem Repertoire. Wie immer erklangen mit freudiger Ausgelassenheit sowohl die anspruchsvollen, technisch präzise aufgeführten Programmwerke wie „Sanctus“ von Piotr Jańczakoder „The Lord is my shepherd“ von Javier Busto als auch ein Reigen von Lieblingsliedern, welche die diesjährigen Chorabgänger selber auswählen durften.
Mit dem Geburtstagskuchen und einem selbst einstudierten Lied ehrten die Kinder ihren überaus beliebten Chef Weible, auch dem ehemaligen Schulleiter des Christophorus-Gymnasiums Hans Peter Häusser widmeten sie ein Ständchen – sein geliebtes „Can youhear me?“ von Bob Chilcott.
Matthias Hinderer, einst Schüler von Häusser, jetzt Tübinger Theologie-Student, spielte zwei originell registrierte Orgelkompositionen von Hans-André Stamm. Eine Festrede gab es nicht, dafür aber durfte das Publikum aus dem ausführlichen Programmheft vieles über beide Chöre, ihre Geschichte, Arbeitsweise und Wettbewerbs-Erfolge erfahren. Und weil die Zuhörer nach dem regulären Konzertschluss unentwegt applaudierten, ging die fröhliche Geburtstagsparty erst nach zwei Zugaben zu Ende.
Der Schwarzwälder-Bote schreibt am 15.09.2015 über das Geburtstags- und Begegnungskonzert mit Vivat Musica (Ukraine)
Heilbronn Gute Chöre gibt es nicht zum Nulltarif. Man muss schon etwas für die Nachwuchspflege tun, um weiterhin Konzertchöre bestücken zu können. Das Christophorus-Gymnasium im Schwarzwaldstädtchen Altensteig sitzt dafür an der Quelle. Die Großen waren schon oft in der Heilbronner Kilianskirche zu Gast, jetzt darf auch mal der 2005 gegründete Christophorus-Kinderchor eine Stunde der Kirchenmusik bestreiten. Dabei machen es sich die Schüler der Chorklassen 6-8 nicht leicht. Unter der engagierten und gut führenden Leitung von Wolfgang Weible geht es um weit mehr als um richtige Töne und rhythmische Präzision. Früh wird der Kinderchor an unterschiedliche Sprachklänge und Stilepochen herangeführt.
Auf dem Punkt Wie artikuliert man richtig auf Lateinisch, Deutsch, Englisch? Kein Problem für die junge Sängerschar. Die Klavierpatterns für „Praise ye the Lord“ hat Douglas Coombes (1946) bei Phil Glass abgeschaut, rhythmisch auf den Punkt singt der Chor. Gute Ansätze zum Verständnis musikalischer Rhetorik bei Heinrich Schütz zeigen sich im „Erhöre mich, wenn ich rufe“. Intonatorisch herausfordernd ist das leuchtende „Sanctus“ des Polen Piotr Janczak (1972) gespickt mit Wendungen altslawischer Kirchenlieder. Auch der in diesem Jahr 1000-jährige Knut Nystedt hält schwierige Aufgaben bereit, die aber erstaunlich gemeistert werden: Die Sopran-Soli müssen sich in „Kärlekens lov“ ausdrucksvoll behaupten.
Im Mittelpunkt des Konzerts stehen Vertonungen des 23. Psalms. Der populäre Text über den verborgenen Gott als Beistand in allen Lebenslagen hat selbst Filmkomponisten inspiriert. An die Glockentürme seiner Heimat mag der Belgier Kurt Bikkembergs (1958) für sein „A shepherd be my Lord“ gedacht haben, mit seinen glockenartig schwingenden Klangmustern.
Ruppig Der 2006 verstorbene Esslinger Paul Ernst Ruppel mag es eher ruppig, wenn kantige Klavierharmonik dem Chor im knifflig gesetzten „Psalm 23“ in die Parade fährt. Doch der Chor setzt mutig auch heikle Satzteile in Klang. Sehr selbstbewusst gestaltet Jung-Organist Matthias Hinderer walisisch inspirierte Stücke wie die Paraphrase über „Suo Gan“ von Hans André Stamm an der Hauptorgel. Der Chor verabschiedet sich mit einer launig choreographierten Version der „Schwäb´sche Eisenbahne.
Die Heilbronner Stimme schreibt am 20.07.2015 zum Konzert des Christophorus-Kinderchores Altensteig in der Stunde der Kirchenmusik an der Kilianskirche Heilbronn am 18.07.2015 (von Rainer Heinle, Musikwissenschaftler)
Besigheim: Während in Besigheim am Sonntagnachmittag wie überall im Lande die schwülheißen Temperaturen für allgemeines Stöhnen sorgten, war die Stadtkirche ein kühler Ort der Einkehr und der Ruhe. In dieses Schweigen hinein sangen sich die jungen Künstler des Altensteiger Christophorus-Kinderchors und hinterließen bei den zahlreichen Zuhörern einen sehr positiven Eindruck. Vor ziemlich genau zehn Jahren hob ihn Wolfgang Weible amChristophorus-Gymnasium in Altensteig aus der Taufe. Durch gezielte Ausbildung werden die Jugendlichen schon in Klasse fünf und sechs durch Stimmbildung an das Singen herangeführt. Hierfür zeichnen Eberhard Schuler-Meybierund Jeannette Bühler von der Altensteiger Kantorei verantwortlich. Kein Wunder also, dass die insgesamt rund 50 Sängerinnen und Sänger einen so exzellenten Ruf genießen. Die Kinder waren sogar schon im Ausland und haben in Belgien, Tschechien, Frankreich und Spanien nicht nur mit deutschen Liedern für Furore gesorgt.
Beim Auftritt in der Stadtkirche in Besigheim zeigten sie sich deshalb als richtige Profis. Voller Konzentration und ohne unnötige Ablenkung, wie sonst bei Teenagern üblich, gingen sie zu Werke. Begleitet wurden sie dabei an der Orgel von Matthias Hinderer. Er ist erst 20, war früher ebenfalls im Chor und hat gerade sein Theologiestudium begonnen. Die Weichen waren also selbst bei der klanglichen Begleitung auf Erfolg gestellt. Im Fokus des Auftritts war Psalm 23 „Der Herr ist mein Hirte“. Darin geht es um das Urvertrauen des Menschen zu Gott. „Es ist ein Privileg, wenn man sich aufgenommen und als Gast fühlen darf“, sagte Chorleiter Weible. Dieses Gefühl hat er bei der Erarbeitung der Lieder in den wöchentlich stattfindenden Probestunden in den Mittelpunkt gestellt. Bereits beim Introitus aus dem 14. Jahrhundert „Oh Lord my heart is ready“ spürte man trotz gedämpfter Lautstärke die Kraft der Worte. Das „Sanctus“ des Polen Piotr Janczak kam danach eher unvermittelt und setzte einen energiereichen Kontrapunkt dazu. Das zarte „Dir, dir Jehova will ich singen“ von Johann Sebastian Bach erschien in solcher Strahlkraft, dass die Freude der Künstler daran geradezu greifbar wurde. Wolfgang Weible leitete seine Schützlinge mit starker, aber niemals übermächtiger Hand. So blieb für jeden einzelnen in der Gruppenleistung noch sein ganz individueller Lichtschein übrig.
Um die Stimmen etwas zu schonen, waren in zeitlich abgestimmten Intervallen eine Lesung sowie zwei Orgelzwischenspiele von Hinderer eingebaut worden. Hans-André Stamms „Rondo alla celtica“ lag ihm dabei am besten. Dank der professionellen Probearbeit wussten die Auftretenden gegen Ende hin noch zuzusetzen. Und so wurden Lee Coopers „Sun children“, Douglas Coombes „Praise ye the Lord“ und Thomas Gabriels „Te lucis ante terminum“ ebenfalls noch zu richtigen Leckerbissen.
Von Tobias Bumm – Der Neckar- und Enzbote schreibt am 06.07.2015 über den Auftritt des Christophorus-Kinderchors Altensteig in der Stadtkirche Besigheim